Es ist Mai. In Flensburg zwar eher nach dem Motto "Der kleine April möchte bitte aus dem Mai abgeholt werden", aber es werden mildere und schönere Tage kommen. Zeit also, den Kleiderschrank zu checken und die Garderobe zu sichten. Ich habe im letzten Monat ordentlich ausgemistet. Mich von Teilen getrennt, die ich zwar mochte, aber dann doch nicht getragen habe. Und auch endlich die vielen Jeans gehen lassen, die mich nach einer Stunde Tragen nervten, weil sie irgendwo zwickten und zwackten.
Überfluss
Und obwohl viele Klamotten weg sind, ist der Kleiderschrank noch mehr als üppig gefüllt.
Hier sehr Ihr einen kleinen Bruchteil selbstgenähter Lieblingsteile. Und Ihr seht den Grund, warum ich schon länger eine ziemliche Nähblockade habe: Ich brauche nichts Neues. Die Vernunft hockt mir auf der Schulter und flüstert bei jeder neuen Inspiration, dass der Schrank doch voll genug sei. Ich streichel Stoffe, die seit Jahren im Vorrat liegen und finde keinen Anfang. Genauso gehts mit Schnitten, die eigentlich schon ewig mal probiert werden wollen: Da fehlt dann mal der richtige Stoff oder wenn man ihn hätte, ist es zu wenig. Oder es ist gefühlt schon zuviel, den Schnitt herauszukopieren. Und ZACK, ist der Funke Elan erloschen. Ich komme nicht an den Punkt, einfach mal anzufangen...
Lustverlust
Und gleichzeitig hänge ich im Zwiespalt und bin traurig, denn Tatsache ist: Ich liebe Nähen. Doch dafür müsste ich einfach mal wieder anfangen, diese Freude am Tun zuzulassen.
Projekt Jeans
Aber vielleicht wird es ja nun was, denn ich habe mit dem Aussortieren meiner Jeans einen echten Bedarf geschaffen. Ich brauche und möchte neue Jeanshosen. Dieses Kleidungsstück war bei mir bisher immer ein Kaufteil, ich habe mir tatsächlich noch nie eine Jeans genäht. Ich habe mir Stoff gekauft (und sogar schon vorgewaschen) und den Schnitt Jeans #2 von Pattydoo. Könnte also direkt losgehen...
...ich muss nur noch meinen Elan wiederfinden.
Eine Zeit lang fand ich diese Zurückhaltung beim Nähen ja ganz wunderbar. Ein angenehmes Gefühl, sich nicht von Trends und Neuheiten unter Druck gesetzt zu fühlen. Rosinen zu picken und Projekte zu zelebrieren. Doch auch das wurde schnell weniger, dann gab es plötzlich eher Miniprojekte, wie ein simples Shirt. Fix von der Nadel gehüpft. Nett, aber nicht wirklich Futter für die Schneiderseele.
Nun werde ich bald 50 und ich habe mir fest vorgenommen, dass sich was ändern muss. Schneidern ist für mich ja nicht einfach ein Hobby, das man nach einer Hochphase aufgibt. Es ist mein gelernter Beruf (den ich zwar nicht im ursprünglichen Sinn ausübe, aber hey, neu erfinden will ich mich auch nicht)
Vielleicht kennt Ihr dieses Gefühl oder diese Phase ja auch? Habt Ihr einen Tipp oder verratet, wie Ihr damit umgegangen seit? Ich bin gespannt.
Beitrag verlinkt beim MeMadeMittwoch